Das große und das kleine Nein
Es gibt in der Kinderliteratur zwei grundsätzliche Ansätze, um Kinder vor Missbrauch zu schützen. Die großen Warner, „Gehe nie mit einem Fremden“ und ähnliche Werke. Da der überwiegende Teil der Missbrauchsfälle jedoch im engen sozialen Umfeld stattfinden, sehe ich diese kritisch. Zwar sollen Kinder selbstverständlich nicht zu vertrauensselig durchs Leben gehen, doch zu viel falsches Misstrauen sollte auch nicht geschürt werden. Besser finde ich den Ansatz in „Das große und das kleine Nein“ von Gisela Braun. Hier wird Kindern vermittelt, dass sie allein das Recht haben, darüber zu entscheiden, wen sie wie nahe an sich heranlassen. Wird diese Haltung in der Familie auch vorgelebt, so stärkt das Kinder ungemein, statt Ängste zu schüren. Gerade zurückhaltendere Kinder sind in der Regel weniger gefährdet, zu vertrauensselig und offen zu sein, sie können eher eine Stärkung des Selbstbewusstseins brauchen. Und auch wenn dieses Buch in erster Linie zur Missbrauchsprävention empfohlen wird, fängt die Übergriffigkeit schon sehr viel niedrigschwelliger an. Das erste kleine Nein wird in einer banal wirkenden Situation ausgeprochen – jemand will sich mit auf die Parkbank setzen und dann auch noch von der Schokolade abhaben.