Stell dir vor, jeder quatscht und keiner hört zu!
Es ist gut und wichtig, dass es stille Menschen gibt. Stell dir vor, jeder würde immerzu nur reden… und es gäbe keine Zuhörer. Auch wenn es vielleicht im Idealfall so abläuft, dass jeder redet und jeder zuhört, ist es doch oft so, dass es Menschen gibt, die eher wenig sprechen, dafür umso besser zuhören können.
Ich weiß es sehr zu schätzen, wenn mir Menschen zuhören können. Nichts ist schlimmer, als Gespräche, die IMMER zum Monolog verkommen. Ich finde das sehr unangenehm und bremse mittlerweile die ‚Dazwischenquatscher‘ auch mal aus. Nur damit wir uns nicht falsch verstehen – ich höre gerne (und hoffentlich auch gut) zu. Zumindest dann, wenn ich das Gefühl habe, dass mir jemand wirklich was mitteilen will. Wenn es mir aber so vorkommt, dass jemand das Wort an sich reißt, weil er sich selbst gern reden hört und nicht wirklich was zu sagen hat, dann blocke ich das inzwischen oft ab.
Eine Kultur des Zuhörens ist mir wichtig. Wenn ich zuhöre, dann möchte ich den Gedanken meines Gegenübers folgen. Dann interessiert mich das, was mir mitgeteilt wird. Dauerquatscher, die nur Geräusche produzieren, nerven mich. Oft schalte ich ab und drifte innerlich weg, bin nur noch körperlich anwesend.
Stillen Kindern geht es dabei ähnlich. Auch sie wollen nicht um jeden Preis bequatscht werden. Und nicht jedes Kind mag dauerplappernd durch die Gegend ziehen. Natürlich gibt es (gefühlt) mehr Kinder, die viel reden und viel fragen. Aber es gibt auch Kinder, die nicht so viel reden mögen. Und das ist okay so!
Oft versuchen diese Kinder, durch eigenes Beobachten die Welt zu verstehen. Dabei können ganz erstaunliche und berührende Gedanken zum Vorschein kommen. Es können ganz tiefgehende Gespräche entstehen, auch schon mit ziemlich kleinen Kindern. Es lohnt sich, Kindern wirklich interessiert und aufgeschlossen zuzuhören. Nicht nur, weil sie so schon früh Gesprächskultur erfahren, sondern auch, weil Kinder oft eine faszinierende Sicht auf die Welt haben. Gerade stille Kinder sind oft kleine Philosophen, hör mal richtig hin! Denn gerade stille Kinder brauchen gute Zuhörer und das Gefühl, wahrgenommen zu werden.
Speziell in größeren Gruppen ist das nicht ganz einfach. Umso wichtiger, auch die zurückhaltenderen Kinder wahrzunehmen, Blickkontakt zu suchen und zu erkennen, wann sie etwas zu sagen haben.