Dieses Problem kennen wahrscheinlich viele Eltern stiller Kinder: Im Kindergarten werden Kinder geschubst, umarmt oder auch ungewollt geküsst. Es wird geärgert, gehänselt, Sachen weggenommen und dergleichen mehr. Es sind nicht die wirklich schlimmen Übergriffe, sondern mehr solche kleineren Regelverstöße. Welche, die man als Elternteil nicht unbedingt aufbauschen will, die aber das eigene Kind belasten. Vor allem dann, wenn es zur braven oder einsichtigen Sorte gehört, das nicht selbst gegen Regeln verstoßen möchte, wird es schwierig.
Zu diesem Thema erreichte mich eine Leserfrage. Das Kind der Leserin will nicht zurückschubsen. Noch nicht mal, um sich aus einer ungewollten Umarmung zu lösen, weil es damit gegen die Kindergartenregeln verstößt. Außerdem hat es Angst vor Schimpfe. Den Erzieherinnen mag es auch nichts sagen. Es will nicht als Petze dastehen.
Spätestens wenn sich solche Vorfälle wiederholen, ist es nötig, das Gespräch mit mindestens einer Erzieherin zu suchen. Tun Sie das am Besten zusammen mit dem Kind. Schildern sie ihr die Vorfälle kurz und fragen Sie nach, wie sich das bedrängte Kind in einer solchen Situation verhalten soll.
So kann das Gespräch konstruktiv werden
Traut sich Ihr Kind die Situation selbst zu erzählen? Oder müssen Sie vielleicht den möglichst sachlichen Anfang machen, vielleicht auch den ganzen Sachverhalt so schildern, wie Ihr Kind Ihnen das erzählt hat?
Denn natürlich können Erzieherinnen nicht überall sein, alles mitkriegen, immer eingreifen. Deshalb ist es wichtig, dass ein Kind weiß, wie es sich verhalten darf/kann/soll.
Und deshalb sollten Sie konkret nachfragen, wie sich Ihr Kind verhalten soll, wenn es sich bedrängt oder angegriffen fühlt. Bitte ohne Vorwürfe und Schuldzuweisungen! Bleiben Sie lieber bei dieser konkreten Fragestellung, wie sich Ihr Kind in einer solchen Situation bemerkbar machen kann. Drängen Sie nicht drauf, dass der ‚Übeltäter‘ bestraft wird, Schuldige ausgemacht werden oder was auch immer, sondern fragen Sie lediglich nach erwünschtem Verhalten.
Wichtig ist dabei auch, dem Kind vielleicht mehrere Möglichkeiten aufzuzeigen, die mit den aufgestellten Regeln des Kindergartens harmonieren, aber auch zu diesem speziellen Kind passen. Eine kompetente Erzieherin wird mit Ihrem Kind gemeinsam eine stimmige Lösung finden und in der nächsten Zeit verstärkt ein Auge drauf haben. Wenn ein solches Gespräch konstruktiv geführt wird, dann haben im Idealfall davon alle Beteiligten mehrfachen Nutzen:
- Das Kind erfährt Rückhalt und muss sich nicht alleingelassen fühlen.
- Es bekommt klare Aussagen darüber, wie es sich verhalten darf.
- Der Kindergarten erfährt von einem Konflikt und kann das Thema gegebenenfalls mit allen Kindern besprechen.
- Die Eltern haben dem Kind gezeigt, wie es eine solche Situation bewältigen kann – oder zumindest ein Anfang dafür gemacht wird.
Eventuell gibt es auch eine ‚Gegendarstellung‘ der Begebenheit. Und wenn die ganz anders ausfällt?
Wenn alles ’nicht so schlimm‘ war? – Ihr Kind hat sich in der Situation unwohl gefühlt und möchte wissen, wie es sich verhalten kann.
Wenn es gar nicht sooo unschuldig war? – Ihr Kind hat sich in der Situation unwohl gefühlt und möchte wissen, wie es sich zukünftig verhalten kann, ohne gegen die Regeln zu verstoßen.