Was können Sie zu Hause tun, um Ihrem Kind die mündliche Mitarbeit in der Schule zu erleichtern? Das Web wimmelt von Tipps und Ratschlägen dazu und alles scheint dann so einfach. Ich denke aber, an allererster Stelle sollte hier ein wenig ‚Ursachenforschung‘ vorangestellt werden: woran liegt es denn, dass Ihr Kind nicht im gewünschten Maß mitarbeitet?
Woran liegt es denn überhaupt?
- Sind nur bestimmte Fächer betroffen? Sind die einfach nur ‚uninteressant‘? Können Sie bei Ihrem Kind Interesse dafür wecken, beispielsweise durch gemeinsames Recherchieren in Büchern oder im Internet?
- Gibt es hier womöglich ernsthafte Wissenslücken? Wie können die aufgeholt werden? Nachhilfe, Abfragen oder gemeinsames Nacharbeiten der Themen.
- Oder kommt Ihr Kind mit dem Lehrer, der dieses Fach unterrichtet, einfach nicht klar? Gibt es dafür konkrete Gründe oder Vorfälle, irgendwelche ungeklärten Situationen oder eine allgemeine Antipathie? Im letzteren Fall kann ein Gespräch mit Kind beim jeweiligen Lehrer unter Umständen Wunder wirken. Per Zufall hatten wir diese Situation einmal bei einem Elternsprechtag. Die Resulate waren in dem Fall so überzeugend, dass bei Folgeveranstaltungen das jeweils betreffende Kind mit ‚musste‘.
- Spricht Ihr Kind generell eher wenig? Fehlt so einfach die Übung und Fertigkeit im mündlichen Ausdruck? Lassen Sie es erzählen, führen Sie Gespräche mit ihm. Fragen Sie nach und lassen sie sich Zusammenhänge erklären. Erarbeiten Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen neuen Sachverhalt. Der muss gar nichts mit der Schule zu tun haben, das kann ein Kochrezept sein, eine Bastelanleitung oder die Planung eines Familienausflugs.
- Ist Nervosität die Ursache? Dann können Entspannungsübungen unter Umständen hilfreich sein. Aber auch die gemeinsame Vorbereitung/Nachbereitung des Schulstoffs kann zusätzliche Sicherheit verleihen. Bis etwa zur 6. Klasse kann auch ein Glücksbringer oder Handschmeichler in der Hosentasche weiteren Rückhalt bieten. Bei den ‚Großen‘ kann die SMS oder WhatsApp-Botschaft vor Schulbeginn oder in der Pause manchmal noch unterstützen.
- Haltung, Blickkontakt und die Stimme lassen sich zu einem gewissen Maß auch trainieren, das ist gerade dann hilfreich, wenn allgemeine Unsicherheit die Ursache ist.
- Kleine konkrete Schritte: Meldeplan und Smiliezettel können helfen, erwünschtes Verhalten schrittweise einzuüben. Für jedes Mal Melden gibt es einen Smilie, für eine bestimmte Anzahl an Smilies dann eine kleine Belohnung. Diese sollte möglichst nicht materiell sein, sondern eher in Richtung gemeinsamer Unternehmungen oder kleiner Privilegien gehen. Bei 10 Smilies gibt es beispielsweise das Lieblingsessen.
- Wird Ihr Kind aufgerufen und hat noch nicht zu Ende gedacht? Es kann Zeit geben, um die Gedanken zu sortieren, wenn die Frage des Lehrers zunächst wiederholt wird. Wenn die entsprechenden Lehrer darauf eingehen, können auch als Alternative vorbereitete Sachen wie Hausaufgaben, Referate etc. zur mündlichen Benotung mit herangezogen werden.
- Ist es in der Klasse eher laut? So richtig lokalisieren kann ich die Ursache gar nicht, aber ich habe beobachtet, dass stille Kinder in lauten Klassen sehr viel stärker untergehen, als in Klassen, in denen der Lärmpegel nicht so hoch ist. Gleichzeitig empfinde ich es auch als ganz besonders schwierig, hier Gegenmaßnahmen zu treffen. Ein wenig kann vielleicht helfen, das Reden im Lärm zu trainieren. Lassen Sie also ruhig mal das Radio an, den Staubsauger eingeschaltet und das Kind dagegen ‚anbrüllen‘. Hat Ihr Kind auch noch eine eher leise Stimme, dann kommt es damit vielleicht (zumindest gefühlt) gar nicht gegen das laute Grundrauschen an. Hilfreich kann hier oft auch ein Gespräch mit dem jeweiligen Klassenlehrer und ggf einzelnen Fachlehrern sein. Diesen ist das Problem zwar zumeist ohnehin bewusst, in manchen Fällen lassen sie sich aber auch auf (mehr) alternative Noten ein.
- Selbsteinschätzung: ist Ihrem Kind bewusst, wie seine Beteiligung vom Lehrer wahrgenommen wird? Weicht dieser Wert stark von der vergebenen Note ab, sehe ich Gesprächsbedarf.
Diese Aufzählung ist mit Sicherheit nicht vollständig und wird nicht in jedem Fall passen. Aus meiner Erfahrung gibt es DEN Lösungsweg nicht und kann ihn auch nicht geben, da zu unterschiedliche Charaktere und Ursachen betroffen sind.
Haben Sie noch Ideen oder Erfahrungen, wie stille Kinder sich bei der mündlichen Mitarbeit leichter tun?