Gerade zu den Zeugnissen sorgt das Thema immer wieder für Verzweiflung – die mündliche Mitarbeit. Stille Kinder gehen hier oft einfach unter, gerade in großen Klassen werden sie kaum wahrgenommen.Wenn sie sich einfach nur still und ruhig verhalten, dabei aber den Unterricht aufmerksam verfolgen, geben mündliche Noten oft ein verzerrtes Bild der Leistungen wieder. Ganz besonders dann, wenn sie nur zweimal pro Halbjahr vergeben werden.
Zehn Vorschläge, wie (weitere) mündliche Noten vergeben werden können:
- Viele kleine Noten: Ein Artikel auf der Website Lehrerfreund bestätigt das, was auch meiner Wahrnehmung entspricht: Viele Noten ergeben ein objektiveres Bild. Wie dies ohne großen Zeitaufwand machbar ist, können Sie hier nachlesen. Ein weiterer großer Vorteil dieser Methode: die Notengebung wird dokumentiert und dadurch ransparent; im nächsten Elterngespräch kann ganz klar aufgezeigt werden, wie die Noten zustande gekommen sind.
- Stundenprotokolle: wenn jede Stunde ein Schüler ein Stundenprotokoll erstellt, dann ist es nicht nur eine weitere Note für diesen Schüler, sondern auch gleichzeitig etwas, was (möglichst ohne die Note) auch an Mitschüler weitergegeben werden kann, die diese Stunde versäumt haben, weil sie beispielsweise krank waren. Darüberhinaus entsteht so auch ein ‚Unterrichtsarchiv‘, indem beispielsweise nachgeschaut werden kann, welcher Lernstoff noch in den nächsten 10-Stundentest fällt.
- Hausaufgaben einsammeln: Dieser Klassiker kommt all denen entgegen, die fleißig und ordentlich ihre Hefte führen und Hausaufgaben erledigen, auch wenn sie sich im Unterricht eher still verhalten. Wird es von Beginn des Schuljahres an regelmäßig gemacht, werden größere Wissenslücken vermieden, bzw. früh erkennbar.
- Ausarbeitung von Lernmaterialien in Form von Folien, Handouts oder Präsentationen: Hier zeigt sich schnell, wie gut die Fähigkeiten im eigenständigen Erarbeiten von Inhalten entwickelt sind, zumindest dann, wenn es während der Unterrichtszeit geschehen kann. Beachten Sie hier auch die Methodik der Bearbeitung – wie systematisch und sorgfältig geht ein Schüler ans Werk?
- Abfragen/Aufrufen: Zu Beginn jeder Stunde werden Vokabeln, Matheaufgaben oder die wesentlichen Ergebnisse der letzten Physikstunde in wenigen Minuten abgefragt und benotet. Jede Stunde kommt ein anderer Schüler dran, nach Möglichkeit in nicht vorhersehbarer Reihenfolge.
- Qualität der Unterrichtsbeiträge stärker gewichten: Manche Kinder tragen eher selten zum Unterricht bei, liefern dann aber besonders hochwertige Beiträge. Notieren/markieren Sie sich diese, damit sie nicht in der Masse untergehen.
- Heftnoten: im Idealfall eher häufig Einige als nur gegen Ende des Halbjahres. Jeder Schüler sollte im Laufe des Schuljahres drankommen, kritische Kandidaten eher früh und gegebenenfalls mehrfach.
- ggf. Arbeiten am Computer: Manche introvertierte Kinder sind echte Computercracks, die nicht nur daran spielen, sondern ihn nutzen, um sich Wissen anzueignen. Wer findet informative Websites oder auch YouTube-Videos zum aktuellen Unterrichtsthema?
- Wurde der Unterrichtsinhalt verstanden? Gezieltes Aufrufen oder Nachfragen zeigt, ob Schüler dem Thema aufmerksam gefolgt sind oder sich während der Stunde weggeträumt haben.
- Selbsteinschätzung: Lassen Sie Schüler eine Selbsteinschätzung vornehmen. Weicht diese sehr stark von Ihrer Einschätzung ab, besteht Gesprächsbedarf.
Weiterführende Links für Lehrer:
Sieben Tipps für gerechtere mündliche Noten
Kriterien und Maßstäbe für die mündliche Leistungsbeurteilung