Böses Thema – altes Thema. Wenn du dies, das oder jenes nicht hast, dann wirst du ausgemofft. Waren es zu meiner Schulzeit noch die richtigen Turnschuhe (nämlich die mit den drei Streifen und bitte knöchelhoch), sind es heute beispielsweise Smartphone samt Flat. Und auch hier natürlich nicht einfach irgendein Billigmodell aus dem Discounter, sondern das gerade angesagte Teil.
Wer das nicht hat, wird schnell zum ‚MOF‘ (Mensch ohne Freunde). Wird ‚ausgemofft‘, gehänselt, ausgelacht und in der WhatsApp-Group vorgeführt.
Schlimm genug – für stille Kinder aber oft eine Katastrophe. Warum? Weil gerade sie nur selten über genug Selbstvertrauen verfügen, um den ‚Moffern‘ ein „Ey Alter, Retro ist voll angesagt!“ entgegenzusetzen. Oder irgendeinen anderen flotten Spruch zu drücken, der die ‚Moffer‘ ganz schnell verstummen lässt.
Weil es hier ja eigentlich gar nicht um Turnschuh, Smartphone oder anderes Statussymbol geht, sondern ums dazugehören und mithalten können. Wer laut und frech genug ist, setzt den Trend. Und wertet oft genug sein eigenes (eigentlich ganz kleines) Ego auf, indem er andere kleinmacht. Weil sie beispielsweise nicht das haben, was gerade angesagt ist. Ob die Eltern einfach nicht genug Geld haben oder beispielsweise nicht konsumorientiert leben, spielt eine untergeordnete Rolle. „Haste was, biste was!“ lautet oft die Devise der ‚Moffer‘.
Das wird nicht aufhören, wenn nun der ‚MOF‘ auch ein Smartphone hat. Es wird eine neue Bühne gefunden werden, ob nun die uncoole Smartphonehülle, die plötzlich unangesagten Hosen oder Schuhe, das spießige Pausenbrot, die doofe Frisur… die Möglichkeiten zu ‚moffen‘ sind grenzenlos.
Also kein Smartphone kaufen? Schwierig, denn ich verstehe Eltern vollkommen, die hier irgendwann einknicken. Wer will sein Kind schon leiden sehen? Es ist ein Eiertanz und Patentrezepte gibt es nicht. Aber Möglichkeiten, ein Kind in dieser Situation zu stärken. Ganz individuell und behutsam.