Gerade introvertierte Kinder fühlen sich oft unverstanden. Hand aufs Herz – jeder fühlt sich doch immer mal wieder unverstanden, oder?
Was also hat das Unverstandenfühlen mit introvertiert zu tun?
Wahrscheinlich mehr als es auf den ersten Blick scheint.
Zum einen gibt es da das tatsächliche Unverständnis der extrovertierten Umwelt. „Warum sagst du denn nichts, wenn es dir nicht passt?“
Wer nicht der Typ ist, sich bemerkbar zu machen, wenn irgendwas schiefläuft, der hat oft ganz generell ein Problem damit, Unmut zu äußern. Hat oft Schwierigkeiten, seine Bedürfnisse zu äußern und noch viel mehr, sie gegen eventuellen Widerstand durchzusetzen. Die ‚Lauten‘ können beispielsweise ein Ruhebedürfnis oft nicht verstehen und bügeln das dann manchmal als ungerechtfertigt ab: „Stell dich doch nicht so an!!“
In meinen Augen ist das die Totschlagphrase schlechthin. Nur schwer an Arroganz zu überbieten. Und vermutlich doch von vielen ruhigen Menschen viel zu oft gehört, bis zur Entmutigung. Häufig folgt Schritt für Schritt ein Rückzug, als Reaktion auf diesen oder ähnliche Sprüche. Zum einen, um dem Ruhebedürfnis irgendwie gerecht werden zu können – zum anderen aber auch aus diesem Gefühl des Unverstandenseins heraus.
Da trifft bei Stillen „ich bleib in meinem Zimmer, da nervt mich niemand“ mit „die verstehen einfach nicht, dass mir das zuviel ist“ zusammen. Ein tatsächliches Bedürfnis (Ruhe) mit dem Frust des Unverstandenseins. Und bei ‚Normalos‘ kann so schnell ein Eindruck entstehen „der ist langweilig!“ oder auch „der mag mich nicht!“.
Doch zum anderen bleibt ‚Normalos‘ gerade durch diese Rückzüge und das frustrierte Nichtmitteilen auch die Chance verwehrt, verstehen zu können. Was natürlich wieder das Gefühl des Unverstandenseins weiter fördert…
Auswege aus dem Unverstandenfühlen
Eltern können ihre Kinder ermutigen, ihre Bedürfnisse mitzuteilen, zum Beispiel, dass ihnen irgendwas zu viel ist. Wenn zumindest die Eltern darauf verständnisvoll reagieren, dann kann das Kind daraus Stärke gewinnen. Vielleicht steigen auch Erzieher und Lehrer mit ein. Womöglich lassen sich auch Ruhezeiten oder Ruhezonen einführen, zu Hause und in Institutionen.
Schon der einfache Satz „Hier ist es ganz schön laut!“ kann einem stillen Kind signalisieren, dass es in seinem Unwohlsein erkannt und gesehen wird. Sogar wenn sich die Situation in dem Moment gar nicht auflösen lässt, hilft das Verständnis im Umgang damit.
Haben Sie weitere Ideen oder Erfahrungen, wie introvertierten Kindern Verständnis signalisiert werden kann?