Die Vorgeschichte von stilles-kind.de
Und eine weitere Frage der angehenden Erzieherinnen:
Gibt es tatsächliche Erfolgserlebnisse? Haben sich Kinder verändert bzw. sind sie dadurch schon offener geworden?
Da ist die Frage, wie definiert man Erfolgserlebnisse. Ich selbst erlebe die Kinder ja nicht in Alltagssituationen und kann da eher wenig dazu sagen. Als Erfolg sehe ich es aber in jedem Fall, wenn sie bei mir mit Sorgen und Problemen ‚rausrücken‘. Da war beispielsweise ein Mädchen, das nach einiger Zeit mehrfach den Tod ihres Kaninchens thematisiert hat. Ich werte das als einen Riesenerfolg.
Grundsätzlich geht es mir aber nicht darum, die Kinder offener und lockerer zu machen, sondern mit ihnen zusammen Wege zu finden, wie sie mit ihrer Art besser umgehen können, dazu stehen können.
Schwierigkeiten gibt es in erster Linie durch Reaktionen aus dem Umfeld, wenn immer wieder vermittelt wird, dass sie lieber anders sein sollen. Gerade introvertierte Kinder sind oft ganz besonders sensibel und nehmen solche ‚Anforderungen‘ mit ganz feinen Antennen wahr. Da reicht es, wenn jemand sagt „du darfst dich ruhig trauen!“ und schon kommt die Botschaft „sei anders“ bei dem Kind an. Das erzeugt auf Dauer das Gefühl nicht akzeptiert zu sein, nicht richtig zu sein und verursacht dem Kind dann oft zunehmende Schwierigkeiten.
Die Introvertiertheit selbst ist weniger für das Kind, als vielmehr für das Umfeld ein Problem. Da ist dann oft der Gedanke, Kinder müssten nunmal laut und fröhlich sein und wenn ein Kind das nicht ist, dann stimmt was nicht. Wenn ich an meine eigene Kindheit zurückdenke, da war ich oft vollkommen glücklich, wenn ich mich mit einem Buch, Malsachen oder Spielzeug zurückziehen konnte und einfach so vor mich hinwurschteln. Ich hatte Freunde aber ich konnte auch schon immer gut für mich sein. Und ich brauche noch heute Zeit für mich allein.
Es ist natürlich möglich, dass sich ein Kind zurückzieht, wenn es Sorgen hat. Wenn also ein lebhaftes Kind plötzlich still wird, dann sollten die Alarmglocken zu Recht schrillen.
Wenn ich aber ein Kind von Anfang an als still erlebe, dann beobachte ich erstmal ganz genau, biete behutsam Kontakt an und lasse die Kinder ‚kommen‘. Ich lasse ihnen die Zeit, die sie brauchen und achte ganz stark auf nonverbale Signale und ihre Ausstrahlung.